Großes Welttheater

von Stefan Boes

“Die großflächigen Werke des Fotokünstlers Frederik Schulz ermöglichen stets eine Gesamtansicht von verschiedenen, altehrwürdigen Architekturen und Landschaften, wie sie zerfallen, Geschichten erzählen, bedeutsam sind.

Die Arbeiten sind menschenleer, dokumentieren den Zerfall und atmen die Apokalypse, wie in Triptychen von Hieronymus Bosch. Doch anders als bei Bosch sind die Panollagen von Frederik Schulz weder belehrend noch pessimistisch. Sie sind der Zukunft zugewandt, in der die Natur sich die Welt zurückerobert, in der das Natürliche seinen Weg findet und Architektur und Landschaft einer endlosen Schönheit entgegenblickt.

Frederik Schulz fühlt sich in seinen Panollagen, Panoramen verschiedener Orte als Collage, eher als konzeptioneller Maler. Und es ist ein komplexer Weg, der diese Bilder voller Mystik und Magie entstehen lässt. Manchmal wägt er eine Arbeit über viele Monate hinweg ab, betrachtet sie immer wieder neu und entfaltet zu der Arbeit eine Beziehung, wie ein Maler zu seinem Bild.”

Realität, schön und gut, aber…

 

Realität, schön und gut, aber wie in der Literatur steht die Poesie in der Welt der Dinge oft zwischen den Zeilen. In meinen Arbeiten versuche ich diese Poesie, diese Essenzen sichtbar zu machen und kombiniere sie zu neuen Szenerien. Banales und Bekanntes wird so zu frischen Einblicken und Sichtweisen. Ich erfinde nicht neu, ich füge lediglich neu zusammen.”

Der Stil

Frederik Schulz konzentriert sich bei seinen Arbeiten vor allem auf architektonische Themen, urbane Settings und Motive mit dominanten Strukturen aus aller Welt. In seinen Kompositionen spielt die Perspektive eine große Rolle, da Frederik Schulz uns mit existierenden Objekten und Orten vertraut macht und uns gleichzeitig das Gefühl gibt, etwas völlig Neues und Unerforschtes zu sehen. Um dies zu erreichen, nutzt er eine Panoramatechnologie, die es ihm ermöglicht, über die Standardansicht der Realität hinauszugehen und eine fast traumhafte Szenerie zu erschaffen.

Das Ausgangsmaterial, das Frederik Schulz von seinen Exkursionen und Reisen mitbringt, wird zu hochauflösenden Panoramen zusammengefügt. Anschließend wird das Panorama zeitintensiv retuschiert, sowie farb- und kontrastoptimiert. Der Künstler verstärkt oder minimiert Details im Bild, so dass er das Motiv interpretieren kann – ein Merkmal, das etwas von der fotografischen Objektivität wegnimmt und den Bildern eine surreale Note verleiht.

Die Panollagen Technik

Frederik Schulz hat eine eigene Technik des digitalen Collagierens entwickelt, bei der Panoramen diverser Orte miteinander kombiniert werden. So entsteht seit 2013 die so genannte Panollage (von Panorama und Collage), in der verschiedene Orte zu einem Bild verschmelzen. Die Bestandteile der Wirklichkeit sind uns wohl vertraut, aber der neue Kontext in dem sie erscheinen, lässt etwas Surreales entstehen. Es sind keine reinen Fiktionen, aber auch nicht die Realität.

Real, digital und virtuell

Viele Panollagen von Frederik Schulz sind so konzipiert und umgesetzt, dass sie nicht nur analog, sondern auch digital durch unterschiedliche Endgeräte und auch virtuell, mit einer Virtual-Reality-Brille, erlebbar sind.

art Karlsruhe 2017